Schlüsselkompetenz in einer digitalen Welt: Auf die Selbstführung kommt es an
Jeden Monat stellen wir ein herausragendes Mitglied der HRM-Experts Group vor. Die Unternehmensberaterin des Monats Juni ist Frau Anna Wolfmayr, MSc CMC. Sie informiert Sie zum Thema „Selbstführung“.
People & Organizational Consulting | Coaching
Digitale Hypes, wie etwa Künstliche Intelligenz und ChatGPT, beeinflussen unsere Arbeitsprozesse und betreffen alle Mitarbeitenden, besonders jedoch Führungskräfte. Die Vielzahl an Veränderungsprozessen und der damit einhergehende Wandel gewohnter Muster kann uns an unsere Grenzen bringen, wenn wir viel Energie darauf verwenden, reaktiv viele Aufgaben zu bewältigen. Doch wie können wir im Führungsalltag dem Zeit- und Veränderungsdruck proaktiv und mit einer positiven Herangehensweise begegnen? Der Schlüssel liegt im Streben nach Selbstführung.
Erfolgsschlüssel Selbstführung
Der Schlüssel liegt in der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und dem Erkennen des eigenen Selbst. Durch Reflexion und Feedbackprozesse gewinnen wir Klarheit über unsere persönliche Situation und können mit selbstbeeinflussenden Strategien unsere Leistungsfähigkeit und Effektivität steigern. So definiert sich Selbstführung. Diese Kompetenz ist keineswegs „alter Wein in neuen Schläuchen“ – wir sollten sie vielmehr wieder stärker in den Fokus rücken.
Der Future of Jobs Report des World Economic Forum (WEF), der über 500 globale Unternehmen einbezog, hebt vor allem die Bedeutung von Selbstwirksamkeit hervor: Es wird prognostiziert, dass 23 Prozent aller untersuchten Arbeitsplätze in den nächsten drei Jahren signifikanten strukturellen Veränderungen unterliegen werden, einschließlich Kürzungen, Veränderungen oder Neuschaffungen von Stellen. Organisationen wie das WEF und auch die OECD mit den 21st Century Skills unterstreichen die Notwendigkeit, selbstbeeinflussende Strategien zu entwickeln, um sich auf ständigen Wandel und Transformation einzustellen zu können.
Selbstführung in Aktion: Das inspirierende Beispiel von Ali Mahlodji
Ein prototypisches Beispiel für eine Person mit ausgeprägten Selbstführungsfähigkeiten ist Ali Mahlodji. Durch seine unbändige Willenskraft hat er sich von einem stotternden Schulabbrecher zum Berater für Führungskräfte hochgearbeitet. In seinen Vorträgen schildert er seine Selbstführungsstrategien und verwendet hierfür explizit den Begriff Selbstführung.
Selbstführung ist eines der wenigen Konzepte in der Psychologie und den Wirtschaftswissenschaften, die praktische Hinweise bieten, wie wir uns effektiv selbst beeinflussen und führen können. In Trainings kann diese Fähigkeit gut entwickelt werden und verstärkt sich im fortlaufenden Prozess zu Leistungsfähigkeit und Effektivität.
Wie entwickle ich den Schlüssel zur Selbstführung?
Jetzt fragen Sie sich vielleicht "Wie mache ich das jetzt, meine Gedanken und mein Verhalten selbstbeeinflussend und zielorientiert zu lenken? Nehmen wir uns die die Empfehlung von Marcus Aurelius zu Herzen:
"Arbeite an deinem Inneren. Da ist die Quelle des Guten, eine unversiegbare Quelle, wenn du nur immer nachgräbst"
Der erste Schritt zu effektiver Selbstbeeinflussung ist die bewusste Erkenntnis über unsere inneren Abläufe und Prozesse wie Ziele, Gedanken und Wünsche. Selbstzielsetzung und überzeugende Visionen geben uns die nötige Stoßrichtung. Herausfordernde und spezifische Ziele sind wesentliche Merkmale jeglicher Veränderung. Wir müssen uns selbst für ein Ziel begeistern und motivieren können, um auch andere begeistern und motivieren zu können.
Durch die bewusste Steuerung des eigenen Verhaltens müssen wir als Führungskraft in der Lage sein, Verantwortung zu übernehmen und auch schwierige Aufgaben effizient und zielgerichtet anzugehen. Dabei hilft die emotionale Steuerung, psychische Blockaden schneller zu überwinden, Handlungen zu aktivieren und zu beschleunigen, in einen Flow-Zustand zu gelangen und die Arbeitsziele zu erreichen. Es ist die Kunst, die eigene Energie so zu lenken, dass sie sich entfaltet, statt aufgebraucht zu werden. Wenn unser Leben aus der Balance gerät, dürfen wir es nicht dem Zufall überlassen, sondern müssen aktiv für eine gesunde Balance sorgen. Wir werden zum Sammler angenehmer Aspekte, die uns in gute Laune versetzen. Letztlich müssen wir uns unserer Haltung bewusst sein. Nur wenn Körper und Geist eine Einheit bilden, spiegelt unser Körper unsere innere lösungsorientierte Haltung wider.
Selbstführung, Selbstmanagement und Selbstwirksamkeit sind ähnliche Konstrukte
Oft wird Selbstführung mit Selbstmanagement oder Selbstwirksamkeit in einen Topf geworfen. Wo liegen die entscheidenden Unterschiede?
Selbstführung ist mehr als Selbstmanagement. Selbstmanagement bezieht sich auf das, was getan werden sollte, während Selbstführung die Fragen einbezieht, warum und wie etwas getan wird. Ein weiterer Unterschied zeigt sich in der kognitiven und motivationalen Orientierung. Selbstmanagement zielt auf extrinsische Motivation zur Zielerreichung ab, während Selbstführung sowohl extrinsische als auch intrinsische Elemente der Belohnung flexibel integriert.
Die Selbstwirksamkeit drückt die innere Überzeugung aus, durch die eigenen Fähigkeiten erfolgreiche Handlungen setzen zu können. Sobald wir selbst dem Einfluss auf unser gesamtes Leben vertrauen, trauen wir uns automatisch mehr zu. In der Führung beweisen wir mehr Zuversicht und Durchhaltevermögen und empfinden Interesse, Freude und Begeisterung für unsere Führungsaufgaben.
Wie können wir Selbstführung zur Entlastung einsetzen?
Egal ob Unternehmer, Selbstständige oder Führungskraft – es ist essenziell, dass alle Teammitglieder sich auf Unvorhersehbares vorbereiten, eigenverantwortlich, selbstständig und ergebnisorientiert arbeiten, sich selbst motivieren und selbst führen können. Um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, braucht es die primäre Fähigkeit von Vorgesetzten, andere zu befähigen, sich selbst zu führen, und sie zu ermutigen, Selbstführungsfähigkeiten effektiv zu nutzen. Dies führt zu einer besseren Nutzung und Wertschätzung der Talente jedes Einzelnen und fördert deren intrinsische Motivation. Die Entlastung der Führungskräfte sollte sich automatisch einstellen, weil sich die Mitarbeitenden mit ihren Aufgaben identifizieren können und ein hohes Maß an Freude am Tun entwickeln. Eine geringere extrinsische Belohnung und eine kleinere Kontrollspanne sind erforderlich, während eine positive Fehlerkultur und die Vermeidung von Befehlen unterstützend wirken.
Wie wird Selbstführung zum Wachstumsschlüssel?
Wie Peter F. Drucker sagte:
"Nur wenige Führungskräfte sehen ein, dass sie letztlich nur eine Person führen können und müssen und diese Person sind sie selbst."
Selbstführung sollte daher als erster Schritt der Mitarbeiterführung verstanden werden. Die Entwicklung von Selbstführungskompetenzen sollte stärker in den Fokus von Personalentwicklungsprogrammen rücken. Sinnvoll wäre es, in entsprechenden Trainingsprogrammen oder professionellen Coachings die Grundsatzfragen zu klären, wie eine Führungskraft besser, klarer, stärker, kommunikativer und motivierender führen kann. Zur Analyse und zum Aufbau dieser intrapersonellen Kompetenz sind unterschiedliche Diagnostiktools und Trainingsinstrumente hilfreich.
Fördern Sie systematisch die Entwicklung der Selbstführungskompetenz Ihrer Mitarbeitenden. Damit nutzen Sie die Talente Ihrer Mitarbeitenden bestmöglich für Ihr Unternehmen. Sie werden mit mehr Freude für Ihr Unternehmen arbeiten – ein direktes Investment in Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
Eine Zusammenarbeit mit externen Expert:innen wird dabei wärmstens empfohlen! Hier finden Sie schnell und einfach professionelle Berater:innen, die Sie gerne unterstützen.
Verfasserin: Anna Wolfmayr