Corona-Krise: Beschleuniger oder Hemmschuh der Digitalisierung?
Umdenken in den Unternehmen
Für eines hat die Corona-Krise aber bei allen Unternehmen gesorgt: ein Umdenken! Es findet ein Kulturwandel statt und Veränderungen zeigen sich insbesondere bei der Unternehmenskultur, bei Geschäftsprozessen und bei der Arbeit mit KundInnen. Es gibt neue Arbeitszeitmodelle, die Begriffe New Work, agiles Arbeiten und Homeoffice sind keine Fremdworte mehr. In vielen Bereichen kam es zu einem enormen Digitalisierungs-Boost.
Aber: wo viel Licht, da auch Schatten: Digitalisierungshürden sind oft: fehlende Standards, zu hohe Datenschutzanforderungen, Angst vor unberechtigtem Zugriff auf sensible Unternehmensdaten und ein zu hoher Investitionsbedarf.
Videokonferenz wird salonfähig
Die digitale Kommunikation hat in Zeiten von Home-Office und Kontaktreduzierung an Bedeutung gewonnen: 67 Prozent der Unternehmen führen Videokonferenzen durch. Auch Rechnungen wurden digital. Die Nutzung von digitalisierten Dokumenten hingegen liegt nur bei 48 Prozent.
Mitarbeiter händeringend gesucht
Beim Thema Mitarbeiter drückt an allen Ecken und Enden der Schuh: Laut Bitkom-Studie haben nur 56 Prozent der Befragten genügend qualifizierte MitarbeiterInnen, um die Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen zu realisieren. Dabei würden automatisierte Administrationsprozesse die MitarbeiterInnen für kreative Arbeiten freispielen.
Digitalisierungsbeispiel: Einzelhandel stärken
Für kleinere Unternehmen war es in der Coronakrise oft schwierig, einen Online-Shop auf die Beine zu stellen. Aber auch Unternehmen mit funktionierenden Online-Shops scheiterten beispielsweise an den Logistikprozessen und der Lieferbarkeit der Produkte. Doch auch hier gibt es Erfolgsstorys zu berichten. Es wurde zum Beispiel ein Online-Marktplatz geschaffen, in dem der Einzelhandel der Region oder Stadt kostenlos seine Produkte anbieten kann. Auf einer einzigen Plattform soll alles sichtbar und erwerbbar werden, was eine Region zu bieten hat – von Geschäften und Unternehmen, der Gastronomie über Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen. So spart man den kleinen Einzelhändlern die Fixkosten eines Onlineshops, außerdem wird die Plattform immer automatisch auf dem neuesten Stand der Technik gebracht.
Eine weitere Idee ist der QR-Code im Schaufenster eines Modehauses, der sofort zum Produkt im Onlineshop führt. So kann die Ware ganz einfach reserviert, vorbestellt oder gekauft werden, auch außerhalb der Öffnungszeiten.
Schrittweise digitalisieren anstatt Leuchtturmprojekten
Bei vielen Firmen blieb es jedoch oft nur bei einzelnen Leuchtturmprojekten der Digitalisierung und die systematisch digitale Transformation scheiterte. Deshalb ist es wichtig, sich vorab zu erkundigen und lieber schrittweise zu digitalisieren, als groß angelegte, nicht integrierte Projekte zu starten. Gemeinsam mit erfahrenen ExpertInnen kann die Digitalisierung im Unternehmen ohne großen Aufwand und unnötige Fehler geplant werden.
Ordnung statt Chaos
Markus Roth, Obmann der Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT der Wirtschaftskammer OÖ ist überzeugt, dass Prozesse ganzheitlich gedacht werden müssen und nicht nur einzelne, kleine Teile automatisiert werden können: „Wer Chaos automatisiert, erhält schnelles Chaos. Dieses ist fehleranfällig, überfordernd und dadurch werden in vielen Unternehmen Wettbewerbsvorteile verspielt.“
Das alleinige Beschaffen von neuen Tools und Software sei zu wenig, wesentlicher ist die durchdachte Integration in das Unternehmen. Wer sich digital aufstellt und ganzheitlich denkt, wird die Krise gut überstehen und auch in der Zeit danach profitieren. Das ist möglich, viele Firmen in Oberösterreich haben das bewiesen und die Zeit genutzt, um beispielsweise umfangreiche Cloud-Lösungen im Unternehmen zu implementieren, die virtuelle Realität weiterzuentwickeln oder Apps für herausfordernde Situationen wie Eingangskontrollen zu entwickeln.
Profis fragen
Also: was tun, um erfolgreich zu digitalisieren? Ziehen Sie frühzeitig externe Profis zu Rate: Insbesondere IT-Dienstleister und Unternehmensberater. Gemeinsam mit diesen Profis filtern Sie die Prozesse mit dem größten Benefit für die Automatisierung. Und dann braucht es eine umfassende, digitale Strategie mit klaren Prioritäten und Zielen. Nutzen Sie auch die vielfältigen Digitalisierungs-Förderprogramme!
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