Die Welt im Wandel - Markus Roth im Gespräch mit Christoph Holz
Davon sind natürlich auch Unternehmer:innen aller Branchen betroffen, die ihr Geschäftsmodell jetzt auf die Zukunft vorbereiten müssen. Im Interview steht Christoph Holz, Keynote-Speaker beim diesjährigen Consultants Day, Markus Roth Rede und Antwort.
Roth: Herr Holz, was sind Ihrer Meinung nach momentan die größten Herausforderungen, die auf Unternehmer:innen zukommen?
Holz: Meiner Erfahrung nach sind 90 Prozent der digitalen Ideen Blödsinn, ich weiß bloß nicht welche die „richtigen“ 10 Prozent sind – also welche neuen Geschäftsmodelle funktionieren und welche alten Geschäftsmodelle werden wegbrechen? Was kommt in Zukunft auf uns zu und wie werden wir unser Business machen? Aber ich habe volles Vertrauen in die Unternehmer:innen. Man ist ja schließlich Unternehmer:in geworden, um sich solch tollen Herausforderungen zu stellen.
Roth: Kommt der Wandel in allen Bereichen oder betrifft dieser nur ein paar Bereiche? Wie würden Sie die Situation für Unternehmer:innen einschätzen? Worauf müssen sie sich einstellen?
Holz: Ich denke die Zukunft ist offen. Die Digitalisierung ist auch keine Naturgewalt, sondern von Menschen für Menschen gemacht. Manche entscheiden sich dafür und denken: Da kann ich mir etwas Tolles heraussuchen, das hilft meinem Geschäft – ich kann es z.B. internationalisieren und damit den Fachkräftemangel durch Automatisierung bekämpfen. Andere sagen: Nein, ich möchte eigentlich lieber meine persönliche Kundenbeziehung – ich möchte der Schneidermeister bleiben, der genau abmisst und den Maßanzug fertigt.
Roth: Wie würden Sie sich als Unternehmer:in für die Zukunft vorbereiten?
Holz: Viele kleine Experimente. Wir reden von großen Utopien und Vorstellungen – und Prognosen funktionieren nur, wenn sie die Vergangenheit berücksichtigen. Wir müssen in kleinen Schritten ausprobieren, also die Utopie in kleinstmöglichen Schritten realisieren. Wichtig ist immer wieder darüber nachzudenken: Ist das auch das Richtige für mich?
Das Spannende ist ja – zuerst kommt immer die Technik und dann erst die Moral. Erst wenn wir Facebook haben, wissen wir: Das hilft uns Beziehungen zu pflegen, bringt unsere Kinder aber vielleicht in Schwierigkeiten. Es geht um die Wachsamkeit: Was macht das mit uns, mit unseren Kund:innen und mit den Menschen generell? Und Unternehmer:innen, die hier die richtigen Lösungen finden, werden auch langfristig am Markt erfolgreich sein.
Roth: Unternehmensberater:innen gehen normalerweise mit einem Wissensvorsprung in Unternehmen hinein – sie haben schon viel in der Branche und bei verschiedenen Unternehmen erlebt: Wie verhält es sich hier mit dem schnellen Wandel? Ist er gut oder schlecht für die Unternehmensberatung?
Holz: Also die klassische Form von Innovation ist kontinuierlich – sie akkumuliert langsam. Am besten macht man das in kleinen Schritten, um konstant zu lernen. Das ist klassisch akkumulierte Innovation und das können die Firmen selbst recht gut. Bei der disruptiven Innovation – also der Innovation, die Ideen kombiniert, die weit voneinander entfernt sind – spielen Unternehmensberater:innen eine wichtige Rolle. Berater:innen, die beispielsweise aus der Lebensmittelindustrie kommen und dann Medien beraten oder jemand der aus der Schwerindustrie kommt und den Handel berät. Ideen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, werden dann zu Disruptionen verschmolzen und können zu großen Geschäftserfolgen gemacht werden. Und wie soll das ohne Berater:in gehen?
Roth: Das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für das informative Interview.
Christoph Holz erklärt die komplexe digitale Welt auf unvergleichliche und humorvolle Weise. Seine spannenden Gedankenexperimente zeigen den größeren Kontext und die ganz persönlichen Auswirkungen auf jeden Einzelnen. Der Informatiker und Raumfahrttechniker weiß, wovon er spricht. Er ist Start-up-Gründer, Silicon-Valley-Entrepreneur, Angel-Investor und ein echter Cyborg. Wie kaum ein anderer übersetzt er digitales Wissen in logische Zukunftsszenarien und überraschende Konsequenzen.
Seine Tätigkeiten als Redner, Podcaster und Hochschullektor führten Holz von der CeBit und TEDx bis zu Google nach Kalifornien. Er weiß mit Sprachwitz, eindrucksvollen Bildern und außergewöhnlichen Beispielen zu begeistern. Seine Zukunftsperspektiven nehmen den Menschen die Angst vor der Veränderung und beinhalten zahlreiche übertragbare Anregungen.